Who is fooling whom? – Ein Impuls für Achtsamkeit jenseits des Kissens

June 20, 2021

Immer mehr Menschen meditieren oder interessieren sich für Mindfulness. Die Suche nach Präsenz, einem Leben in Einklang mit sich selbst zieht viele Menschen an. Es ist und bleibt eine große Herausforderung, die Achtsamkeit vom Meditationskissen in den Alltag tragen. In einem Training miterfahrenen Führungskräften zu werteorientiertem Führen stellte ein Teilnehmer betroffen fest: "Als ich meine Werte notierte, hatte ich Angst, es könnte negativ auf mich zurückfallen - und das, obwohl ich das hier ja nur für mich tue und nicht einmal jemandem zeigen muss." Wie oft antworten wir auf eine Aufgabe vom Chef, ein "betriebliches Erfordernis" mit einem "Ja" aus tiefstem Herzen? Oder du bist selbst in einer Führungsrolle und gibst eine Anweisung weiter, hinter der du nicht stehst. Was sagst du zu dir? Welche Beziehung zu dir selbst entsteht dadurch?

Eine Möglichkeit, Achtsamkeit in den Alltag zu tragen: Wie authentisch lebst du, drückst du dich aus, entscheidest du im Einklang mit deinen Werten? Wie oft versuchst du, ein Bild abzugeben, das einem schönen Sonnenuntergang gleicht. Alles sollte perfekt sein, bloß keine Schwächen zeigen. Doch… wer ist schon so perfekt? Und wer macht hier eigentlich wem etwas vor?

Lust auf ein Experiment?

Dann hole dir gerne etwas zum Schreiben.

 1.     Welche Entscheidungen hast du gestern (oder heute, falls du das Abends liest) getroffen? Notiere sie dir.

2.     Nun Hand aufs Herz: Wie sehr hattest du ein bewusstes inneres Ja zu jeder dieser Entscheidungen? Auf einer Skala von 1 bis 10? Damit dir diese Übung hilft, ist es essentiell, dass du dir jetzt Zeit nimmst, diese Frage zu reflektieren und zu beantworten.

3.     Welcher Prozentsatz geschah bewusst und zu 100% in Einklang mit deinen Gefühlen und Bedürfnissen in diesem Augenblick?

4.     Nun nimm dir für den folgenden Tag vor, jede einzelne Entscheidung bewusst abzuwägen und nur noch JA zu sagen, wenn du aus vollem Herzen ein tiefes JA in dir spürst. Was verändert sich dadurch?

5.      Lies dir am Ende dieses Tages deine letzten Notizen durch: Welche Veränderung hat sich eingestellt und wie fühlt sich das an? Wie könnte sich das auf die Authentizität, Echtheit und Tiefe deiner Beziehungen auswirken? Reflektiere die Schwierigkeiten, die auftreten: Woher kommen sie?

Fragen, die sich dir dabei stellen, könnten sein:

- Wie gehe ich mit (scheinbaren?) Wertekonflikten um?
- Was sind überhaupt genau meine Werte?
- Wie bekomme ich eigentlich unverfälschten Zugang zu meinen Gefühlen und Bedürfnissen, so dass ich sicher sagen kann, dass es 100% authentisch ist und meinem Innersten entspringt (und ich nicht mir selbst etwas vormache)?

Der Weg dorthin braucht Reflektion, Training und Austausch in einem geschützten Umfeld, denn es bedeutet auch deine Verletzlichkeit zu zeigen. Nur durch einen offenen Umgang mit unserer Verletzlichkeit können wir wirklich authentisch sein - und Achtsamkeit leben.

Manchmal höre ich die Annahme, es sei einfach nicht realistisch, immer 100% seinen Bedürfnissen zu folgen. Oder die Zeit fürs Abwägen fehlt. Dann auf zu einem wunderbaren Experiment: Probiere es doch mal einen ganzen Tag lang aus und lass dich überraschen, was du dabei erlebst... vielleicht die spannendste Reise, die du je gemacht hast...

 

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